Eine Frage des Geldes – KLUB DIALOG

Eine Frage des Geldes

Ein Rückblick auf die Mediapractice 2018

Bei dem Gedanken an das Thema Gehalt oder Verdienen tun sich viele Fragezeichen in meinem Kopf auf. Es betrifft eine Grauzone, die zum einen dadurch entsteht, dass der Berufseinstieg insgesamt noch weit weg scheint und zum anderen, dass die Möglichkeit Informationen zu bekommen eher gering ist.

Die Veranstaltung von Mediapractice und Klub Dialog „Verdienen – Wir müssen über Geld reden“ schien mir daher eine gute Möglichkeit, um Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Diese Praxistage finden einmal im Jahr an der Universität Bremen statt, um Studierenden des Studiengangs Kommunikations- und Medienwissenschaften die Möglichkeit zu bieten, einen Einblick in die Kreativwirtschaft zu bekommen und sich zu vernetzen. Im Anschluss an die Diskussion am Donnerstagabend war ein Workshop von Meike Harms-Ensink gekoppelt, der den Studierenden vermitteln soll, wie sie sich am besten in Gehaltsverhandlungen präsentieren sollen, um das Gespräch erfolgreich zu verlassen.

Foto: Max Hartmann

Ehrlich gesagt bin ich jedoch nicht viel schlauer als vorher. Das Fragezeichen in meinem Kopf wird immer größer und nimmt eine zentrale Position ein. Die Ungewissheit des Themas wird vor allem an die Vorstellungen an den Traumjob bestimmt. Viele sind bereit dazu Abstriche beim Gehalt zu machen, um den Job zu machen, den sie sich wohl schon immer gewünscht haben. Warum auch nicht? Grundsätzlich ist es eine tolle Möglichkeit. Ein gesetztes Ziel kann erreicht werden. Und wer weiß, wie mir das auf meinem weiteren Weg nicht noch weiter helfen kann? Da machen doch ein paar 100 € mehr oder weniger kaum einen Unterschied. Generell ist es doch positiver, wenn ich jeden Tag aus Freude am Job und auf Grund eines guten Klimas aufstehe und nicht weil das Gehalt mich motiviert. Selbstverständlich liegt der Grund für eine intrinsische Motivation bei jedem selbst, aber wenn man bedenkt, wie viele Stunden der Woche letztendlich am Arbeitsplatz verbracht werden, dann sollte eine gute Atmosphäre schon eine Grundvoraussetzung sein.

Wenn Verdienen thematisiert wird, haben die meisten Menschen Probleme eine Summe in den Mund zu nehmen. Selbst in Gesprächen mit Verwandten oder den Eltern kommt der klassische Satz „Über Geld spricht man nicht“ immer wieder vor. Intransparenz ist an dieser Stelle groß geschrieben und ist nicht wirklich hilfreich, wenn man gerade versucht, eine gesunde Vorstellung vom künftig möglichen Gehalt zu entwickeln.

Die fehlende Transparenz auf Seiten der Unternehmen kommt auch in der Diskussionsrunde zum Vorschein. Es wird zwar über Geld geredet, doch keiner der Teilnehmer nimmt eine Zahl in den Mund, bis eine Absolventin sich traut und über die Erfahrungen der letzten Monate spricht, die trotz guten Endes eher erschütternd ausfielen.

Warum fällt es den Deutschen immer noch so schwer, über Geld zu sprechen? Meinem Gefühl nach ist dies ein kulturelles Problem, dass jegliche Gehaltsverhandlungen unnötig verkompliziert. In anderen Nationen, beispielsweise Spanien, ist es überhaupt kein Problem auch einem Fremden auf sein Gehalt anzusprechen. Doch wenn alle Welt sich in Schweigen hüllt trauen sich Absolventen und Berufseinsteiger immer weniger zu, ein wertschätzendes Gehalt zu fordern und verkaufen sich oft unter Wert.

Der Aspekt des eigenen Wertes ist einer der zentralen Punkte des Workshops. Die Referentin vermittelt ganz klar, dass ein „Nein“ durchaus erlaubt und akzeptiert ist, falls man sich ungerecht behandelt fühlt. Harms-Ensink versucht uns zu zeigen, dass man dem Gegenüber selbstbewusst auf Augenhöhe begegnen soll und sich authentisch und individuell gibt.

Die Dinge, die sie erklärt, klingen logisch und werden wohl stimmen, lassen mich aber noch mehr grübeln. In Zeiten in denen heute quasi jeder Student mehrere Auslandsaufenthalte, vielfältige Fremdsprachenkenntnisse oder freiwilliges Engagement aufweisen kann, wird mir Angst und Bange, wenn ich darüber nachdenke, in welchen Bereichen man herausstechen könnte. Bei eigener Unsicherheit fällt es dann natürlich nochmal schwerer, sich selbstbewusst vor einer höher gestellten Person zu präsentieren.

Foto: Max Hartmann

Den Schlüssel zur Problemlösung zu finden bedarf wahrscheinlich genauso viel Zeit wie Übung und es ist ein Prozess herauszukristallisieren, was man besser kann als andere und was einen selbst ausmacht. Allerdings wird es hilfreich sein, mehr Transparenz und Offenheit in Gespräche um das Geld zu bringen. Des Weiteren muss sich jedem bewusst sein, wo die Motivation liegt, einen Job auszuführen. Mache ich diesen aus Leidenschaft, weil ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe? Oder arbeite ich, um meine Miete und meine Rechnungen zu bezahlen?

Das große Thema „Verdienen“ wird nach wie vor ein ungewisses Thema bleiben, da zumindest mir noch ein wenig Zeit bis zum Berufseinstieg bleibt. Doch die Diskussion und der Workshop haben gezeigt, dass es notwendig ist sich frühzeitig damit zu beschäftigen. Man muss sich bewusst werden, was man zum Leben und darüber hinaus braucht und wie sein eigener Wert einzuschätzen ist. Das funktioniert nur, wenn man das Gespräch sucht und sich Tipps und Informationen einholt. Der Slogan „Wir müssen über Geld reden“ sollte daher wortwörtlich genommen werden.

Die Autorin

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