Willensstark, charakterstark, leistungsstark – stärken tut gut. Eine starke Natur lässt überleben, präsent sein, voranschreiten, Nerven wie Drahtseile helfen in Stresssituationen und wenn uns etwas wichtig ist, machen wir uns dafür stark. Warum eigentlich ist das so wichtig? Geht’s nicht auch sacht und schwach und hingehaucht?
Naja, schon besser, wenn uns so leicht nichts umhaut, gell? Resilienz ist das entscheidende Stichwort. Das ist der Fachbegriff für die innere Widerstandsfähigkeit, unsere seelische Stärke also. Praktisch meint das: Aufstehen, Krönchen richten und weitermachen. Auch wenn’s schwer fällt. Manche Überlebenskünstler bekommen das als Talent gleich in die Wiege gelegt, andere müssen sich die Fähigkeit erst hart erarbeiten. Immerhin, es geht. Das Tolle ist nämlich, stärken können wir so einiges: den Geist, die Muskeln, das Immunsystem, Hemdkragen, unsere sozialen Bindungen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ganz besonders letzteres trägt uns durch so manches Tief.
Noch mal zurück: Wenn man also Glück hat, gehört man schon von Geburtswegen zum starken Geschlecht. Nein, nicht dem männlichen. Aber bitte, nehmen wir das Beispiel und bleiben einen Moment bei den gesellschaftlichen Stereotypen. Die Männer unter uns wissen es ohnehin: in der Pubertät hinten dran, die Lebenserwartung kürzer, ein Schnupfen ist die Vollkatastrophe und über Probleme sprechen geht auch nicht so richtig. Warum? Und da wären wir wieder beim Thema „stärken“: Weil Schwäche zeigen so schwierig ist. Das macht Mann nicht. Sagt der Volksmund.
Bei Unternehmen ist das ja ähnlich: Sind sie groß und stark, ist das offene Kommunizieren innerer Herausforderungen und daraus resultierend notwendig gewordener Umstrukturierungen infolge marktbedingter Kursänderungen – äh, kein Kommentar. Dabei bedeutet die Auseinandersetzung mit Schwächen die Stärkung des gesamten Systems. Siehe oben. Und das gilt, wen wundert’s, tatsächlich auch für größere Organismen. Unternehmenskultur beispielsweise. Die beste Leistung erbringen zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da heißt es dann: »Zusammen sind wir stark!«
Geht aber auch alleine. Klar. Ist nur anstrengender. Für die meisten jedenfalls. Manche wirft ja nichts aus der Bahn. Die gründen ein Unternehmen, laufen gegen Wände, verlieren Geld, manchmal die Geduld, aber nie den Glauben, kämpfen sich von ganz unten wieder zurück an den Markt und sind um ein Stückchen schlauer – und stärker. Stehaufmännchen. Das Geheimnis innerer Stärke.