Prokrastination bedeutet gemäß Duden das Verschieben oder Aufschieben von anstehenden Aufgaben oder Tätigkeiten. Deshalb wird sie häufig auch als Aufschieberitis bezeichnet. Sie sollte allerdings nicht mit Faulenzen verwechselt werden, denn Prokrastination ist eher das Gegenteil davon. Zu faulenzen bedeutet nämlich, nichts zu tun. Beim Prokrastinieren tut man aktiv etwas anderes, nur eben nicht das, was man tun sollte.
Das Gemeine an der Prokrastination ist, dass wir erst spät bemerken, wie viel Stress und Überforderung sie tatsächlich verursacht. Die Aufgabe macht es sich nämlich in unserem Kopf gemütlich und meldet sich immer mal wieder zu Wort. Mal still und heimlich im Unterbewusstsein und dann auch wieder sehr präsent wie ein Marktschreier. Doch erledigt wird die Aufgabe dadurch nicht. Dieser innere Kampf raubt uns wesentlich mehr Energie, als die eigentliche Bearbeitung in Anspruch genommen hätte
Ich denke, dass jeder Mensch hin und wieder prokrastiniert. Wir sind schließlich keine Maschinen. Es kommt allerdings darauf an, wie häufig es passiert und wie lange diese Phasen andauern. Nimmt das Prokrastinieren überhand, verursacht es Stress, kann sogar krank machen. Und wenn es bei der Arbeit passiert, kommt es irgendwann zu Problemen mit Vorgesetzten, Kolleg:innen oder Kund:innen. Doch so weit muss es doch nicht kommen, oder?
Es gibt verschiedenste Tipps gegen Prokrastination. Ich denke, dass es von der individuellen Persönlichkeit abhängt, welche davon funktionieren. Am besten findest du es heraus, indem du sie ausprobierst.
Im Folgenden verrate ich dir meine Top 5. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr prokrastiniere. Ich kann diese Phase aber schneller beenden. Vielleicht helfen sie dir ja auch. Voraussetzung ist natürlich, dass du erkennst, dass du prokrastinierst.
Wenn du nicht ehrlich zu dir sein kannst, wer denn dann? Ich finde mir gegenüber immer sehr direkte Worte, die tatsächlich auch funktionieren. Auf einem meiner Zettel steht zum Beispiel: „Du hast den halben Tag vertrödelt und jetzt fühlst du dich scheiße!!! Reiß dich zusammen!“
Solch einen Motivationszettel solltest du prominent platzieren, damit er dir ins Auge fällt, wenn du mal wieder mit anderen Dingen beschäftigt bist.
Alternativ funktioniert das natürlich auch mit Tee oder einem anderen Getränk deiner Wahl. Es geht dabei darum, das Prokrastinieren aktiv zu unterbrechen, sowohl mental als auch durch körperliche Betätigung wie den Kaffee zu kochen oder zu holen. Dadurch bekommst du einen freien Kopf und kannst danach mit deiner unliebsamen Aufgabe starten.
Frage dich, warum du dich gerade lieber mit anderen Dingen beschäftigst. Ist die Aufgabe einfach nur langweilig oder brauchst du vielleicht Hilfe? Wenn sie langweilig ist, dann: Augen zu und durch. Doch wenn du Hilfe brauchst, dann bitte darum! Du wirst sehen, wie viel besser es dir danach geht.
Lob ist ein sehr wichtiges Motivationsinstrument. Im Angestelltenverhältnis kommt es schon häufig zu kurz und in der Selbstständigkeit bleibt es meistens ganz aus. Zu groß ist der/die innere Kritiker:in. Das Thema Prokrastination ist ideal, um zu lernen, sich selbst zu loben. Du musst dich nämlich „nur“ dafür loben, dass du eine aufgeschobene Aufgabe abgeschlossen hast. Ganz unabhängig vom Ergebnis: „Ich hab die Aufgabe erledigt und jetzt fühle ich mich fantastisch.“ Laut ausgesprochen kann sich das Lob noch besser im Gehirn verankern.
Manchmal ist Prokrastination auch einfach das Ergebnis eines verbesserungswürdigen Zeitmanagements. Hast du zu viele Aufgaben gleichzeitig in Bearbeitung, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu bewahren. Da ist es nur allzu verständlich, dass unliebsame Aufgaben verschoben werden. Zu erkennen, ob es ein strukturelles Problem vorliegt und wirklich Zeitnot besteht oder ob die Schwierigkeiten selbstgemacht sind, ist allerdings manchmal gar nicht so leicht. Denn das Ergebnis ist dasselbe – du hast Stress. Wenn du also unsicher bist, woran es liegt, nutze die professionelle Unterstützung zum Beispiel durch eine/n Coach:in, um eine adäquate Lösung zu finden.
Prokrastination beschränkt sich nicht einzig auf den beruflichen Bereich. Auch im Privatleben werden unliebsame Dinge hinausgezögert. Doch auch wenn nicht der Chef oder die Chefin im Nacken sitzen, ist es wichtig, etwas dagegen zu tun. Das verbessert die Lebensqualität.
Mein größtes Risiko für tagelange Prokrastination lag früher in der Gartenarbeit. Ich sitze zwar gern im Garten, doch das ganze drum herum mit Unkraut jäten, Blumen pflanzen, Rasen mähen etc., ist nicht wirklich mein Ding. So dachte ich also jedes Wochenende daran, dass ich dringend etwas in meinem wirklich winzig kleinen Garten machen muss. Jeder Blick nach draußen, erinnerte mich daran. Was soll ich sagen, ich habe meistens viele Dinge am Wochenende geschafft, nur das Unkraut winkte mir am Sonntagabend immer noch freundlich entgegen. Ich war gestresst und genervt, ohne auch nur einen Handschlag im Garten getan zu haben. Mittlerweile wohne ich in einer Wohnung mit Balkon. Problem gelöst 😊.