Design Thinking, Scrum, Kanban – agile Arbeitsmethoden stehen hoch im Kurs und versprechen, altbewährte und festgefahrene Prozesse aufzubrechen und Abläufe so zu verbessern.
Von heute auf morgen agile Methoden einführen oder gar von oben den Mitarbeitern verordnen zu wollen, davon hält Frank Schomburg vom Beratungsunternehmen nexpractice nichts. „Damit es funktioniert, sucht man sich die Mitarbeiter zusammen, die am meisten Spaß an neuen Methoden haben. Aber so teilt sich die Belegschaft, das Alte wird abgewertet.“ Stattdessen müsse man Fragen danach stellen, was am Ende dabei herauskommen und wie künftig zusammengearbeitet werden soll. Er rät zu einem intuitivem Zugang, bei dem vom Ergebnis aus gedacht wird. „Auch bei einem gemeinsamen Ziel und dem Wunsch nach Veränderung müssen alle mitmachen wollen und Neues mittragen.“
Agil werden, das beginnt seiner Meinung nach im Kopf der Mitarbeiter, auf allen hierarchischen Ebenen. „Nicht nur Prozesse müssen geändert werden, sondern auch Denkweisen.“ Dabei kämen Unternehmen mit unterschiedlichen Methoden zum Ziel. Wichtig sei dabei eine transparente Diskussion. Während Unternehmen an funktionierenden alten Strukturen festhalten, sei dann dennoch Platz für Neues – wenn es in den individuellen Kontext passt. „Erst im zweiten Schritt, wenn die Bereitschaft zu Neuem da ist, wird geschaut, wo tatsächlich etwas umgestellt werden kann. Die kollektive Intelligenz und kollektive Intuition zu nutzen, von unten zu schauen, das kann ein hoher Energiespender sein“, findet Schomburg. Alle Agilität in Prozessen nütze aber nichts, wenn den Menschen nicht auch die erforderliche Methodenkompetenz vermittelt würde, und zwar für jeden im eigenen Tempo. Änderungen dann auch zuzulassen, sei ein kollektiver Lernprozess.
Für agile Arbeitsmethoden gibt es aber auch Grenzen. In kleinen Unternehmen ist laut Schomburg der Zugang zum Beispiel einfacher. In größeren Betrieben sei eine Umstellung in einzelnen Teams denkbar. Aber auch die Branche spielt eine Rolle. „Im Softwarebereich etwa ist es technisch möglich, schnell zu reagieren, weil man schnell ein Ergebnis sieht. Um wirklich etwas zu verändern, bringt nur eine schnelle Rotation etwas“, sagt Frank Schomburg. Das bedeutet: Nicht nur an kleinen Stellschrauben drehen, sondern radikal etwas ändern. Dabei könnten durchaus auch verschiedene Methoden ausprobiert werden. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist doch, dass etwas nicht funktioniert“, meint Schomburg. Dann müsste gefragt werden, warum es nicht geht. „Manche geben einfach zu schnell auf.“
Bevor hektisch und übereilt agile Methoden eingeführt werden, weil sie etwa gerade en vogue sind, plädiert Frank Schomburg dafür, die Unternehmenskultur unter die Lupe zu nehmen und die Perspektive zu ändern. „Eine Kulturveränderung ist kein Projekt, sondern ein Prozess“, sagt Schomburg. Und: Zeit nehmen, um Veränderungsprozesse zuzulassen.