Werten – KLUB DIALOG

Werten

Wie werten wir? Und was? - Kolumne
von  Anja Rose

Es ist doch so: Irgendwer ist immer besser. Egal worin. Oder größer. Oder schneller. Klüger. Mit Sicherheit glücklicher. Das Gehalt ist besser, das Kollegium netter, die Aufträge spannender, das Unternehmen innovativer, die Selbständigkeit das A und O, die Freizeit besser genutzt, die Arbeit erfüllender, die Persönlichkeit in jedem Fall auf dem besten aller guten Wege.

Die einen nutzen es zur täglichen Motivation, die anderen als Entschuldigung und Dritte zum Drüberstehen oder Runterspucken. Mit unseren Wertesystemen im Kopf teilen wir die Welt ein. In die Erfolgreichen, die Guten die Richtigen und die Verlierer, die Bösen, die auf dem falschen Dampfer. Wir sind sicher, wenn wir die Welt um uns herum bewerten, wird sie handelbarer. Glücklich ist, wer seine Schablonen für das Wahre gefunden hat. Drüberlegen, ändern bis nix mehr übersteht oder unabgedeckt bleibt – tipptopp. Stadtteile lassen sich aufwerten mit der richtigen Außengestaltung, Währungen lassen sich abwerten und die Wirtschaft kommt wieder in Schwung, Statistiken liefern alternativlose Fakten beim Auswerten und das wachsende Angebot an Bioprodukten untermauert unsere Wertvorstellungen.

Werte sind die Grundlage unseres Denkens und Handelns, im Job, im Unternehmen, im Privaten wie öffentlichen Raum. Geht man dann zum Yoga, soll man das plötzlich lassen, das Werten. Achtsamkeit ist das Schlüsselwort zur inneren Balance – beobachten statt werten, heißt es da. Und wo führt das dann hin? Man muss doch in Bewegung bleiben, wenn man wo hin will, oder? Nach vorn. Nach oben. Oder wieder ganz zurück auf Los und noch mal in Ruhe und wirklich richtig jetzt aber. Das hängt natürlich davon ab, was einem wichtig ist.

Nun aber mal Schluss damit. Lässt man diese ollen Skalen nämlich mal weg, macht sich frei von jeglichen Mustern, Dos and Don’ts, pfeift auf »Das gehört so!« und »Das ist seit 30 Jahren nicht anders gewesen!«, dann, ja DANN hat auch das Absonderliche mal eine Chance zu zeigen, was in ihm steckt. So ganz ohne vorheriges Einsortieren in Kategorien, wenn wir uns einfach mal zurücklehnen, den Dingen ihren Lauf lassen, wir einfach mal nicht werten sondern sein lassen, d a n n … Mal schauen … Äh, ist das jetzt gut oder schlecht?

Die Autorin

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