Es gibt Spiele, die begleiten uns machmal ein Leben lang: Für Mensch-ärgere-dich-nicht zum Beispiel, für Uno oder Malefiz können sich nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene begeistern. Als Kind spielte Christiane Marwecki in Neuseeland ein Spiel, das sie so sehr faszinierte, dass sie es viele Jahre später in Deutschland herausbrachte: Koruru.
Koruru ist ein Geschicklichkeitsspiel. Fünf Steine gilt es aufzunehmen, während ein Spielstein in der Luft ist und danach wieder aufgefangen werden muss. Das klingt recht simpel, doch ohne flinke Finger und gutem Timing kommt man nicht weit. Vor allem wenn im Laufe des Spiels die Aufgaben immer schwieriger werden.
Christiane Marwecki lernte Koruru während ihrer Kindheit in Neuseeland kennen. „Meine Freundinnen und ich haben es dauernd gespielt“, erinnert sich die Tochter deutscher Auswanderer. „In jeder Pause saßen wir auf dem Schulhof im Kreis, haben Runde um Runde gespielt und dabei die Zeit vergessen.“
Koruru ist aber nicht nur in Neuseeland bekannt. Auch in anderen Kulturen gibt es ähnliche Spiele: „Chamesh Avanim“ heißt es zum Beispiel auf Hebräisch, „Beş taş“ auf Türkisch. „Das Spielprinzip ist sehr alt. Bereits vor 2000 Jahren wurde es in der antiken Welt mit Steinen oder Tierknochen gespielt. Auch im pazifischen Raum war es lange verbreitet, bevor die ersten Europäer dort ankamen“, sagt Christiane Marwecki.
Hierzulande kennt jedoch kaum jemand das Geschicklichkeitsspiel. Eigentlich schade, dachte sich die Wahl-Bremerin. Denn mit etwas Übung macht es nicht nur Spaß: „Kinder können damit hervorragend Fingerfertigkeit und Hand-Augen-Koordination trainieren, bei ältere Menschen trägt das Spiel zur geistigen Beweglichkeit bei.“ Also ging die freiberuflich arbeitende Grafikdesignerin, die unter anderem Publikationen für diverse UN-Projekte, den Bremer Tatort oder das Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst gestaltet, selbst unter die Spielmacher.
Die Gestaltung von Koruru nahm Christiane Marwecki selbst in die Hand: In Anlehnung an den englischen Namen des Spiels „knuckle bones“ verpasste sie den Spielsteinen die Form von Handknochen und ließ sie massiv aus einer Zinnlegierung gießen.
Das Material ist ein Kompromiss, da sie auch die Wirtschaftlichkeit des Projektes im Auge behalten musste: „Steine aus Holz wären zwar edler und näher am Original, aber dann wäre das Spiel zu teuer geworden.“ Mit den jeweils 14 Gramm schweren, silberfarbenen Spielsteinen ist sie dennoch sehr zufrieden: „Die Steine liegen gut in der Hand und sie sind viel schöner als die bunten Plastiksteine, mit denen wir damals gespielt haben.“
Für das Design von Verpackung und Spielanleitung griff Christiane Marwecki auf Wörter, Motive und Farben der neuseeländischen Ureinwohner zurück. „Koruru setzt sich aus den Wörtern koru und ruru zusammen: „Ruru bedeutet Seele oder Geist. Das Koru ist ein wichtiges Symbol der Maori und hat mehrere Bedeutungen: Es steht für Neubeginn und neues Leben, bezeichnet aber auch das Symbol im Dachfirst des Versammlungshauses und stellt den Schutzgeist dieses Hauses dar“, erklärt die Grafikdesignerin.
Ein sich entrollendes Farnblatt ist wohl das bekannteste Symbol für ein Koru. Daher ziert auch die Blechdose und das Stoffsäckchen, in dem die Steine aufbewahrt werden, ein stilisiertes Farnblatt als Logo.
Die Farbwelt ist ebenfalls der Kunst und Mythologie der Maori entlehnt: Schwarz steht unter anderem für die Dunkelheit, aus der die Welt entstand. Rot ist die Farbe der Erde, mit der die ersten Menschen erschaffen wurden. Weiß wiederum repräsentiert das Sein, das Licht oder die physische Welt.
Dass sie dem doch eigentlich so internationalen Spiel ein so offensichtlich mit Neuseeland verbundenes Design verliehen hat, hat für die Wahl-Bremerin einen ganz persönlichen Grund. „Das Spiel ist für mich eng mit meiner Kindheit und meinen Freundinnen in Neuseeland verbunden. Auch heute erinnern wir uns gern an die Zeit zurück, in der wir gemeinsam Koruru gespielt haben.“
Das Geschicklichkeitsspiel Koruru gibt es in ausgewählten Spielzeuggeschäften oder direkt im Online-Shop.